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Liebe Freunde des Kasseler Stadthonigs,

vor ein paar Jahren haben wir uns mit der Stadtimkerei dem NATURLAND-Verband angeschlossen und haben unseren kleinen ökologischen Betrieb amtlich zertifizieren lassen. Die erheblichen Mehrkosten dafür wurden nicht durch eine Preissteigerung gegenüber dem zuvor konventionellen Honig abgefangen und somit auch nicht an den Verbraucher weitergereicht. Die Bio-Zertifizierung folgte vielmehr aus innerer Überzeugung. Denn wir hatten zwar unsere Betriebsweise und die konkrete Arbeit an den Bienen von Anfang an an die Bio-Richtlinien angelehnt, wir wollten deshalb in 2015 auch den letzten verbleibenden Schritt hin zum bekannten Bio-Siegel unternehmen.

Dass neben dem finanziellen Mehraufwand für die Gebühren der Kontrollstelle noch ein erheblicher Dokumentationsaufwand auf uns zukommen würde, hatten wir unterschätzt. Dies ist aber unumgänglich, denn was sich „aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft“ nennen will, muss auch für den Verbraucher lückenlos transparent und nochvollziehbar sein.

Maximale Transparenz schaffen wir ohnehin in unserer Stadtimkerei, die den Honigkunden vom Kassen-Tresen bis zum Schleuderraum und Lager jederzeit offen steht. Wir bieten das ganze Jahr über Führungen an und erklären Laien und Imkerkollegen unsere Betriebsweise. Statt Bio-Zucker aus Kolumbien für den Wintervorrat zu füttern, verwenden wir den weitaus teureren Bio-Zucker aus der Warburger Börde, also aus der Region. Wir scheuen also weder Mehrkosten, noch das Licht der Öffentlichkeit. Dagegen sind die Dokumentationspflichten einer Bio-Imkerei einfach unbefriedigende Lebenszeit. Wir haben diese Imkerei schließlich gegründet, weil wir Zeit in der Natur verbringen wollten und weil wir diese Freude am Naturerlebnis Biene gerne weitertragen. Zeit am Schreibtisch dagegen erscheint uns vergeudet – und umso mehr nachdem im Frühjahr 2018 unser Imkernachwuchs auf die Welt gekommen ist.

Wir haben deshalb entschieden, aus der Bio-Imkerei wieder auszutreten. An der Betriebsweise wird sich dadurch weder für die Bienen noch für unsere Honigkunden etwas ändern. Aber ganz sicher für uns. Wir bitten dafür um Verständnis.

Wenn Ihr Fragen dazu habt, könnt Ihr mich gerne kontaktieren.

 

Herzliche Grüße,

Victor Hernández

6 Kommentare

  1. Sehr gut nachvollziehbar und wie so oft hast du die richtigen Worte gefunden. Alles Gute weiterhin für alle grösseren und kleinen bis klitzekleinen fleissigen Bienchen. Liebe Grüsse, Nadja

  2. Die Entscheidung ist nur konsequent:
    Stadthonig kann nicht Bio-zertifiziert sein!
    Man denke nur an die Feinstaubbelastung.

    • Lieber Herr Jeschke,
      Sie haben mein Statement zum Ausstieg nicht verstanden. Wenn Sie Fragen dazu haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Wenn Sie dagegen Sticheleien unter Imkern austeilen wollen, nur zu, wenn es Sie irgendwie glücklich macht. Als ehemaliger Bioland-Imker sollten Sie wissen, dass ländlicher Honig eine hohe Rückstandsproblematik von Spritzmitteln aufweist. Welche wissenschaftliche Studie führen Sie denn als Beleg für Feinstaubbelastung in städtischem Honig? Er ist nicht nachweisbar.

    • Ich muss total lachen, wenn ich Feinstaub im Honig lese. Da hat wohl jemand in der Schule nicht aufgepasst, wie das mit der geschlossenen Nektarquelle auf der Blüte und der Biene funktioniert 😉 Als hätte die Biene und der Honig was mit Auto-Auspuffanlagen zu tun Hihihi Wunderbar 😉

  3. Ein traumhafter Beitrag, den ich voll nachvollziehen und sogar UNTERSTÜTZEN KANN.

    Unsere Imkerei ist genau den gleichen Schritt gegangen. Ich habe die Bio-Zertifizierung also auch an den Nagel gehängt – und allen Verkauf über Märkte in München ebenfalls – da mir die Bürokratie den Spass an meiner Arbeit in der Natur verdorben hat. Die Bio Imkerei Winklhof ist seit Januar 2019 nur noch die Imkerei Winklhof – Event-Imkerei im Fünf Seen Land.

    Ich möchte alle ehrlichen Imker, die eh ökologisch wirtschaften, motivieren, die Preise für unseren Honig hoch zu halten und sich nicht zu scheuen, der Bürokratie den Rücken zu kehren. Lieber wir kümmern uns ein paar Tage mehr im Jahr um unsere Immen, als daß wir die Zeit mit Dokumentationen und Schreibtischarbeit verbringen. Die Biene braucht uns heute mehr denn je.
    Ganz liebe Grüße aus dem Landkreis Starnberg!

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